„Fuchsbaus“ bei Fürstenwalde

„Fuchsbaus“ bei Fürstenwalde

Zahlreiche Legenden und Gerüchte gibt es zur Geschichte des „Fuchsbaus“.
Da wurde von einem weiteren Führerhauptquartier aus der Kriegszeit mit direktem U-Bahnanschluß nach Berlin, eigener unterirdischer Autobahnausfahrt und unbekannten geheimen Tunneln gesprochen.
Andere vermuteten im „Fuchsbau“ später sogar Kernreaktoren und Raketensilos.
Von einem Bauwerk mit über 7 Etagen wurde berichtet und noch heute werden haarsträubende Geschichten zum Bunker und seiner Verwendung erfunden.
Die jahrzehntelange Geheimhaltung zu diesem einstigen Militärobjekt, das in 3 unterschiedlichen Staatsformen genutzt wurde, lässt die Gerüchteküche noch bis in die Gegenwart kräftig brodeln.
Inzwischen sind alle wichtigen Fakten zum Bunker bekannt und das Geheimnis des „Fuchsbaus“ endlich gelüftet.

 

Am Standort Fürstenwalde befand sich bis 1990 die unterirdische Hauptführungsstelle der Luftverteidigung der DDR mit der taktischen Bezeichnung „Zentraler Gefechtsstand-14“ - ZGS-14, im Volksmund als „Fuchsbau“ bekannt.
Dieser gehörte zum Kommando der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA.
Inmitten der Rauener Berge unweit Berlins wurden hier tagtäglich streng geheim die Informationen der militärischen Flugüberwachung bearbeitet und damit die Flugabwehrraketen und Abfangjäger der ständigen Gefechtsbereitschaft geführt.
Über 350 Männer und Frauen, hauptsächlich Berufssoldaten und Längerdienende, gehörten der Dienststelle an.
Im Kriegsfall wäre von hier aus die Luftverteidigung der DDR durch Generaloberst Reinhold befehligt worden.

 

 

D-Sat-Satellitenfoto des „Fuchsbaus“ bei Fürstenwalde aus über 200 km Höhe.
Der rote Kreis markiert die Sperrzone mit den Bunkern.
Das Kasernenobjekt ist hier grün gekennzeichnet.
Gelb markiert das Gebiet mit den Resten des Konzentrationslagers.

In den 2 verbundenen Bunkeranlagen waren keine Waffen, dafür aber umfangreiche elektronische Systeme installiert.
Der Nordteil des Komplexes stammt teilweise aus der Zeit vor 1945 und wurde in Röhrenbauweise errichtet.
Im Volksmund ist das Objekt seitdem auch als „Fuchsbau“ bekannt.
Bis zum Kriegsende 1945 nutzte das Führungsnachrichtenregiment 500 der Waffen-SS diesen Bunker.
Ab 1960 wurde das Objekt rekonstruiert. In die neuen Stollen zieht zuerst eine Übertragungsstelle der Post ein.
Der Luftschutz der DDR betreibt hier eine Alarmzentrale für alle Sirenen auf DDR-Gebiet.
Die NVA-Luftverteidigung übernimmt den Bunker ab 1962 und baut 1975 im Süden erneut an.
Der Neubau wird 1977 fertiggestellt und kostete 17 Mill. DDR - Mark.
Er ähnelt einem großen Betonkasten von 44 x 38 m mit mehreren Etagen.

Darin wird das für 80 Mill. DDR -Mark aus der Sowjetunion importierte, neuartige, digitale Führungssystem „ALMAS“ installiert.

Mit bis zu 13 m Erdüberdeckung ist das Bauwerk zur damaligen Zeit gegen taktische Atomwaffen sicher geschützt.
Über 24 Stunden konnte völlig hermetisiert von der Aussenwelt gearbeitet werden. Eingelagerte Vorräte erlaubten bis zu 20 Tage Gefechtsarbeit mit über 200 Personen.
Mit Elektronik vollgestopft beginnt im Herbst 1978 im „Fuchsbau“ Fürstenwalde der Dienstbetrieb der Führungsstelle „ZGS-14“ im Luftverteidigungssystem der Staaten des Warschauer Vertrages.
Im älteren Bunkerteil befanden sich die Funkzentrale, eine Übertragungsstelle der Post und die mit damals modernsten Satellitenempfangs- und Bildverarbeitungssystemen ausgestattete Zentrale Flugwetterwarte der NVA.
Nach der Wiedervereinigung nutzte die Bundeswehr die Anlage noch bis 1994.