Absturz eines sowjetischen Düsenjägers 1973 bei Braunschweig

Absturz eines sowjetischen Düsenjägers 1973 bei Braunschweig

Am 27. Mai 1973 stürzte um die Mittagszeit bei Braunschweig unweit der Ortschaft Klein Schöppenstedt ein Düsenjäger der Sowjetarmee ab.
Das Flugzeug, eine “Suchoi SU-7 BM“, schlug kurz vor der Bundesstraße 1 neben einem Naherholungsgebiet am Rande des Bundeswehrübungsgeländes Hötzum “Herzogberge“ auf.
Eine Person ging unweit der Standortschießanlage Hötzum am Fallschirm nieder. Dabei wurde sie leicht verletzt.
Die Maschine wurde beim Absturz zertrümmert.
Der Pilot, ein sowjetische Leutnant, war mit der SU-7 BM im Osten der DDR gestartet.

 

Der Offizier Jewgenij Lwoitsch, Jahrgang 1950, gehörte zum 497. Garde-Jagdbomben-Geschwader der Sowjetarmee, das bei Großenhain in der Nähe von Dresden in der DDR stationiert war. Er war desertiert.
Der Geflüchtete war allerdings kein Pilot gewesen, sondern nur Techniker mit einer Rollberechtigung. Auf einem Flugsimulator hatte er sich in mehreren Stunden Training die Fertigkeiten zum Starten angeeignet.
Er war mit einfachstem Kartenmaterial Richtung Westen geflogen. Da er die Landung nicht beherrschte, hatte er über dem Standortübungsplatz „Herzogberge“ so lange gekreist, bis die Tanks leer waren. Dann brachte er die Maschine kontrolliert zum Absturz und katapultierte sich nahe Braunschweig gegen 11.47 Uhr aus seinem Flugzeug.
Alliierte, Polizei, Kripo und Militärpolizei sowie ein Offizier der RAF sicherten danach die Unfallstelle ab.
Mit einem Panzerkran bargen am nächsten Tag Soldaten der Bundeswehr die Wrackteile der „Suchoi SU-7 BM“ und brachten sie in die Braunschweiger “Hindenburg-Kaserne“.
Experten aus Braunschweig “katalogisierten“ die Reste des zerschellten Düsenjägers. Sowjetische Generale forderten aber die Herausgabe der Wrackteile der Maschine mit der Werksnummer 5411 und Bordnummer 52.
Am 30. Mai 1973 wurden die Wrackteile auf dem Parkplatz am Kontrollpunkt Helmstedt der Bundesautobahn auf sowjetische Fahrzeuge umgeladen und abtransportiert.

Nach Wochen der Verhöre durch westliche Militärs und Geheimdienste verlor sich die Spur des Piloten.
Erstmals wurden dabei Details zur Handhabung von taktischen Atomwaffen preisgegeben. Wie wenig Kenntnis der Bundesnachrichtendienst offensichtlich bis zu diesem Zeitpunkt über sowjetische Kernwaffen in der DDR hatte, wurde aus dem Resümee zu den Details der damaligen Befragung ersichtlich.

Quellen:
Internetzeitungsarchiv
Himmelsstürmer, Lutz Freund, S. 86 ff